Vereinbarkeit von Beruf und Familie – langer Begriff, langer Weg
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein abstrakter Begriff, der an vielen Stellen prominent eingesetzt wird, um positive Assoziationen bei der nächsten Elterngeneration heraufzubeschwören. Es ist ein Begriff, hinter dem sich alles und – speziell in Deutschland – gleichzeitig nichts verbergen kann: Ziel ist die Möglichkeit voller Erwerbstätigkeit für jeden Erwachsenen mit Kind. Der Ist-Zustand in Deutschland ist von diesem Soll noch weit entfernt.
Zwar besteht die potenzielle Möglichkeit der Vollzeitarbeit für jeden entsprechend qualifizierten Erwachsenen. Für Paare mit Kindern bedeutet das aber zumeist Abstriche für einen Partner – und dieser ist wiederum häufiger die Frau. Die Debatte um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist hierzulande demnach meist auch eine um die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt.
Maßnahmen zur Umsetzung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie kann durch die drei folgenden Akteure positiv beeinflusst werden: die Unternehmen, die Arbeitnehmer und die Politik. Erst, wenn in allen Bereichen Veränderungen stattfinden, kann ein fruchtbarer Prozess in Gang gesetzt werden.
Das bedeutet, dass auf allen drei Ebenen gehandelt, statt nur geredet werden muss. ArbeitnehmerInnen tun gut darin, einen Wiedereinstieg in den Beruf und Tücken in Bewerbungsgesprächen sorgfältig vorzubereiten. Ein Wiedereinstiegs Coaching kann dabei helfen. Auf der anderen Seite brauchen Unternehmen familienfreundliche Konzepte. Dazu zählen eine offensive und gute Kommunikation, flexible Gestaltung der Arbeitszeit und des Arbeitsortes, die Beratung und Vermittlung rund um die Kinderbetreuung, eine auf Ergebnisse und nicht Präsenz ausgerichtete Unternehmenskultur, ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das den Beschäftigten ermöglicht, ihren Job bis zum Erreichen der Rente auszufüllen und nicht zuletzt die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege (Eldercare Angebote).
Konkrete Umsetzungsvorschläge sollten für jedes Unternehmen individuell konzeptioniert sein, denn was bei dem einen passt, muss nicht bei jedem das richtige sein. In einem Unternehmen verhilft die Einrichtung eines Eltern-Kind-Büros Mitarbeitern und Vorgesetzten zu mehr Flexibilität. Ein anderes profitiert von flexiblen Arbeitszeiten und der Etablierung eines Stundenkontos viel mehr. So können berufstätige Eltern z.B. in Ferienzeiten bereits vorgearbeitete Zeit als bezahlte „Auszeit“ nutzten. Auch Homeoffice-Regelungen können ein Gewinn für die Vereinbarkeit sein. Wichtig ist dabei aber auch die gesicherte Betreuung der Kinder.
Nicht jede Firma ist gleich und auch nicht jede Familie
In Deutschland haben Eltern die Wahl. Sie können ihr Kind daheim betreuen oder externe Betreuungsangebote nutzen. Seitdem wir diese Wahl haben, müssen wir sie auch begründen. Jede andere Möglichkeit, zeigt Eltern auf, dass der eigene Wahl vielleicht die falsche war. Vielleicht eine Erklärung für die häufg gehörte Missgunst unter jungen Eltern. Das Wohl des Kindes rückt seit der Jahrtausendwende zunehmend ins Zentrum des Interesses. Es entstehen abwertende Rollenklischees wie die Glucken- oder die Rabeneltern. Grund dafür das Fehlen von Vorbildern (auch in den Unternehmen, die früher häufig anzutreffende Präsenzkultur in Firmen und unsere eigenen Instinkte. Die Sorgen sind neu, aber auch die Freiheiten – und aus diesen kann und darf jeder für sich den richtigen Weg schöpfen. Wir sollten diese Möglichkeit allerdings auch den anderen zugestehen. Der erste Schritt wäre, tradierte Rollenbilder oder neue Klischees über Bord zu werfen und auch über den eigenen Tellerrand zu schauen.
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Unternehmensberatung als Mittler zwischen Arbeitgeber und -nehmer
Silke Mekat, Beraterin, Traineirn, Coach und Autorin mit dem Fokus der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, kennt die Problematik aus eigener Erfahrung. Als Mutter einer kleinen Tochter und seit 20 Jahren im Beruf wollte sie aktiv zur Umwälzung der eingerosteten Strukturen beitragen und gründete ihr Unternehmen Soulution Coaching. Damit setzt sie dort an, wo maßgeblich etwas passieren muss, wenn junge Eltern die viel zitierte Vereinbarkeit erleben sollen: bei den Arbeitgebern.
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Quelle: ssu/AFP, Spiegel.de, Besser betreut Magazin