Wie gestalte und verankere ich eine familienfreundliche Kultur in meinem Betrieb? Bei dieser Frage hilft der “Fortschrittsindex Vereinbarkeit” des Bundesfamilienministeriums: Er liefert Leitlinien und zwölf Kennzahlen, anhand derer Betriebe ihre Unternehmenskultur messen und weiterentwickeln können. Jetzt kostenlos herunterladen.
Leitfaden: So sorgen Betriebe für familienfreundliche Arbeitsbedingungen
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland auf dem Gebiet der Vereinbarkeit von Beruf und Familie weit hinten.
Insbesondere die nordeuropäischen Länder und Frankreich verfügen über deutlich höhere Geburtenziffern als Deutschland. Als Erklärung dafür wird angenommen, dass in Frankreich eine aktive Geburtenförderung mit einer Ausrichtung auf die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit zu einem höheren Geburtenniveau führt. In den nordeuropäischen Ländern wird eine Politik zur Gleichstellung der Geschlechter betrieben, die ebenfalls mit einem hohen Geburtenniveau einhergeht.
Immer noch arbeiten hierzulande nur 14 Prozent der Mütter mit Kindern unter 12 Jahren in Vollzeit. Fast die Hälfte dieser Mütter ist überhaupt nicht berufstätig. Im Vergleich geht in Schweden über die Hälfte dieser Frauen ganztags ihrem Beruf nach. Arbeitssuchend sind dort lediglich 19 Prozent der Mütter von unter 12-Jährigen.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nur dann umsetzbar, wenn beide Elternteile bereit sind, sich die Aufgaben zu teilen. Sicher ist dies Zukunftsmusik. Die Zahl familienfreundlicher Arbeitgeber in Deutschland nimmt weiter zu: Mehr als 370 Arbeitgeber haben am 11. Juni 2012 das Zertifikat zum audit berufundfamilie oder zum audit familiengerechte Hochschule erhalten. Immer mehr Unternehmen messen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine ebenso wichtige Rolle bei wie der Höhe des Gehalts.
Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen verstärkt eine Perspektive für ihre Karriere und familienfreundliche Arbeitsbedingungen bieten, können nicht nur der Fluktuation verringern. Sie reduzieren auch die damit einhergehenden Anwerbungskosten neuer Fachkräfte und begegnen dem Verlust von Firmen Know-how. Eine Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt, dass die große Mehrheit von über 90% der jüngeren berufstätigen Eltern bereit ist, für mehr Familienfreundlichkeit den Arbeitgeber zu wechseln. Doch auch Arbeitnehmer ohne Kinder würden zu über 70 % aus diesen Gründen den Arbeitgeber wechseln!
Alle sprechen von Diversity, doch was bringen gemischte Teams?
Teams, die mit Frauen und Männern besetzt sind, sind oft nicht nur innovativer, sondern können auch den wirtschaftlichen Erfolg ihres Unternehmens steigern. Durch die Vielfältigkeit der Mitarbeiter, werden Energien und Engagement freigesetzt, zudem sprechen Unternehmen so ein breiteres Kundenspektrum an.
Fazit: Betriebe, die Potenziale von Frauen fördern, stärken ihre Attraktivität als Arbeitgeber nach innen und außen.
Und das ist wichtig, denn das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg geht für den Zeitraum von 2008 bis 2025 von einem Fachkräfterückgang von 3,5 Millionen aus. Für Unternehmen ist es daher entscheidend, auch die Potenziale gut ausgebildeter Frauen verstärkt zu nutzen und zu fördern, wenn sie auch in Zukunft noch mitmischen wollen.
Doch den Unternehmen, die sich um Vereinbarkeit von Beruf und Familie bemühen, geht es keineswegs um einen sozialen Anstrich. Sie verfolgen ökonomische Ziele. Diese Strategie rechnet sich ganz klar auch betriebswirtschaftlich: Firmen, die auf Familienfreundlichkeit setzen, konnten neue Kundengruppen erobern, die Arbeitsatmosphäre verbessern, Fachkräfte binden und leichter neue anwerben und sogar Krankheits- und Fehlzeiten reduzieren. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2006 belegt gar eine Korrelation von Image und kaufmännischem Erfolg. Voraussetzung ist, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zunächst einmal erkannt, wertgeschätzt und richtig gemanagt wird. Dann bringt sie einen Mehrwert für alle Beteiligten
Ein neuer Leitfaden des Familienministeriums zeigt Betrieben, wie sie passende Maßnahmen praktisch in den Berufsalltag umsetzen können.
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